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Portfolio einer externen Anlaufstelle für Betroffene

Zu Beginn des Wintersemesters 2023/2024 haben sich die drei Landesrektor_innenkonferenzen Nordrhein-Westfalens selbstverpflichtet, eine institutionenunabhängige Anlaufstelle für Betroffene von Machtmissbrauch in der Wissenschaft einzurichten. Die Selbstverpflichtungserklärung findet sich hier. Grundsätzlich begrüßt das Netzwerk gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft e.V., dass für Betroffene von Machtmissbrauch in der Wissenschaft eine externe Anlaufstelle eingerichtet werden soll. Durch unsere Netzwerkarbeit und insbesondere unser institutionenunabhängiges Beratungsangebot für Betroffene kennen wir die Schwächen der internen Beratungsstellen, die bei Machtmissbrauch verantwortlich sind.

Verschiedene Medien thematisierten immer wieder Fälle von Machtmissbrauch in der Wissenschaft. Das heißt jedoch nicht, dass es sich bei den medial aufgegriffenen Fällen um Einzelfälle oder die einzigen Fälle von Machtmissbrauch handelt. Denn Machtmissbrauch ist ein strukturelles Problem des Wissenschaftssystems, das sich durch verschiedene Querschnittsthemen wie zum Beispiel unterschiedliche Diskriminierungskategorien, Anforderungen guter wissenschaftlicher Praxis und prekäre Beschäftigungsbedingungen auszeichnet. Jeder Fall von Machtmissbrauch muss dementsprechend in seiner strukturellen Dimension bearbeitet werden, auch um künftig präventiv gegen Machtmissbrauch vorzugehen. Nichtsdestotrotz sind Individuen für ihre Handlungen verantwortlich zu halten.

Vielfach findet eine Verengung von Machtmissbrauch auf sexualisierte Diskriminierung bzw. Gewalt statt. Zweifelsohne ist sexualisierte Diskriminierung bzw. Gewalt eine mögliche Verschränkung von Machtmissbrauch. Es gibt darüber hinaus viele weitere Diskriminierungskategorien wie Rassismus, Klassismus und Ableismus, die auch verschränkt miteinander Querschnittsthemen von Machtmissbrauch sind. Dementsprechend muss eine externe Beratungsstelle viele verschiedene Expertisen einbringen, um Betroffene angemessen zu unterstützen und zu beraten. Flankiert werden muss die Beratungsstelle durch eine Kommunikationsstrategie aller Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die sicherstellt, dass sie allen Hochschulangehörigen in Nordrhein-Westfalen bekannt ist. Das Netzwerk gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft e.V. fordert, dass eine externe Anlaufstelle Machtmissbrauch in der Wissenschaft als das komplexe Phänomen, das er ist, behandelt.

Auf Grundlage unserer Expertise zu Machtmissbrauch in der Wissenschaft haben wir ein Portfolio für eine externe Anlaufstelle entworfen. Wir freuen uns über Austausch dazu und hoffen, dass wir damit zu einer Anlaufstelle beitragen können, die betroffenenzentriert agiert und zu einer ganzheitlichen Bearbeitung des Phänomens beiträgt.

Link zum Portfolio