Nach vielen Jahren als studentische Hilfskraft unter unterschiedlichen Professor*innen war ich klare Arbeitsanweisungen und Redefreiheit gewohnt. Nicht so bei meinem Doktorvater und Vorgesetzten, – manchmal wollte er, dass wir das exakte Gegenteil von dem tun sollten, was er uns aufgetragen hatte. Wann dies der Fall war, war für meine Kolleg*innen und mich allerdings beim besten Willen nicht erkennbar, sodass wir häufig bei ihm in Ungnade fielen. Teils waren seine Anweisungen technisch unmöglich umsetzbar, was er jedoch nicht hören wollte. Entschuldigungen für das „Fehlverhalten“ unsererseits (um des Friedens willen), brachten keine Besserung der Verhältnisse. Nachfragen, um sich abzusichern und ihn nicht weiter zu verärgern, wurden als störend empfunden. Alles, was den leisesten – nur für ihn wahrnehmbaren – Hauch an Kritik hatte, war zu unterlassen. Was darunter fiel, wechselte häufiger und musste von uns erraten werden. Explizit untersagt wurde uns hingegen jeglicher Kontakt zu anderen Hochschulmitgliedern, den er nicht vorab abgesegnet hatte, damit nichts von den Verhältnissen am Lehrstuhl nach außen dringen konnte. Kontakt zum Personalrat wurde uns gänzlich verboten, selbst bei einer völlig harmlosen Frage. Eine beantragte Elternzeit eines Mitarbeiters wurde grundlos verweigert. Dieser musste regulären Urlaub nehmen, um seine Frau nach der Geburt etwas unterstützen zu können. Neben der oben angedeuteten emotionalen Erpressung wurden spätestmögliche Disputationstermine sowie verzögert ausgestellte Arbeitszeugnisse als Druckmittel verwendet. So wurden bis zum Schluss massive Überstunden eingefordert und zum Dank gab es (ungerechtfertigte) schlechte Bewertungen im Arbeitszeugnis zur Abschreckung der anderen.
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