Alles, was schiefgehen konnte...

Geplant war eine Promotion auf drei Jahre mit möglicher Verlängerung um ein Jahr als Vollzeitstelle. Die Stelle wurde an ein Projekt gebunden. Der Professor, nennen wir ihn Keller, ließ mich zuerst vier Monate auf den Antritt der Stelle warten, da die Projektgelder noch nicht vorlagen. Das kann passieren, ich sagte nichts. Als es dann endlich losgehen konnte, wurde mir ein Vertrag mit einer Dauer von einem Jahr zur Unterschrift vorgelegt. Da ich kein anderes Angebot hatte, weil ich anderen Stellen dafür zuvor abgesagt habe, unterzeichnete ich den Vertrag. Prof. Keller stellte mich überall als Promovierenden vor. Es hat mehrere Versuche gebraucht, um ihm zu verstehen zu geben, dass mein Arbeitsvertrag nur eine Dauer von einem Jahr hat und für die Bearbeitung des Projektes zunächst nur dieses Zeitfenster zur Verfügung steht. Es stellt sich ebenso heraus, dass das Projekt schon seit sechs Monaten von Kolleg:innen in anderen Ländern bearbeitet wurde. Außerdem ging Professor Keller in Rente, was er schon wusste, bevor er mich für das Projekt einstellte, mir aber nicht mitteilte. Er konnte damit keine Personalentscheidungen mehr treffen und fragte mich, ob meine Eltern Geld hätten und ob ich nicht mal ein Jahr umsonst hier am Institut arbeiten könnte. Als das herausgekommen ist, wurde jegliche Einarbeitung, um mich in das Institut einzugliedern, gestrichen. Jegliche Kooperation mit anderen Instituten fand nicht mehr statt. Auch sein Nachfolger gab mir zu verstehen, dass das nicht sein Problem sei und ich nichts von ihm zu erwarten hätte. Die Projektkolleg:innen dachten zudem, ich sei bereits weg, weswegen man mich nicht mehr über Projektupdates informierte. Ich wäre also nicht mehr beim Symposium, bei den Berichten oder bei den anschließenden Publikationen dabei. Ein ganzes Jahr, vollkommen umsonst. Der Fehlschlag hat psychische Spuren hinterlassen und ließ mein Privatleben ebenfalls zusammenbrechen, durch den Verlust des Partners und der Perspektive.

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