Vertrauensdozent verhindert Bewerbung auf Stipendium

Dieser Fall liegt nun schon einige Jahre zurück, aber er hatte einen entscheidenden Einfluss auf meinen Lebensstandard, mein berufliches Weiterkommen und meine Weiterbildung. Ich war im zweiten Semester meines Bachelor-Studiums und wollte mich mit sehr guten Noten aus dem ersten Semester für ein Studienstipendium bewerben. Ich hatte mir eine bestimmte Stiftung herausgesucht, da sie für mich am besten gepasst hat. Ich bin also zu meinem Vertrauensdozent (ein angesehener männlicher Professor) gegangen und habe ihn nach einer Empfehlung für das Stipendium gebeten. Er willigte sofort ein und wir hatten ein längeres Gespräch über meinen Hintergrund, meine Fähigkeiten, mein Engagement und mein wissenschaftliches Interesse. Danach passierte erst einmal lange nichts. Nach einiger Zeit bin ich erneut an ihn herangetreten und er meinte, er müsse das gleiche Gespräch noch einmal mit mir führen – was er auch tat. Hierauf passierte erneut nichts. Ich hatte mich dann nach längerer Zeit parallel an die Stipgruppe gewandt, wo ich auch ein Vorstellungsgespräch und eine Empfehlung an die Stiftung erhielt. Ich habe alles organisiert – es fehlte nur das Schreiben des Vertrauensdozenten. Ohne dieses Schreiben konnten sie leider nichts tun. Sie schrieben den Dozenten mehrfach an, aber er rührte sich nicht. In meinem 7. oder 8. Semester wurde er schließlich als Vertrauensdozent abberufen und ich habe recht schnell ein Gutachten und eine Empfehlung von der neuen Vertrauensdozentin bekommen. Das Stipendium wäre jedoch dann nur noch für den Master möglich, da ich bereits so weit fortgeschritten war. Nachdem ich leider immer wieder mein Bachelorstudium aufgrund einer schweren Krankheit verlängern musste, war die Zusage irgendwann abgelaufen. Ich wollte mich also neu für ein Masterstipendium bewerben, bekam aber leider eine falsche Bewerbungsfrist (am Telefon) genannt. Meine Bewerbungsunterlagen gingen dann zu spät zu. Ich habe jahrelang in meinem Bachelor und Master weit unter der relativen Armutsgrenze gelebt und konnte mir teils wichtige medizinische Geräte nicht leisten. Ich erstritt meinen Lebensunterhalt von insgesamt – nach Abzug von Miete und Krankenkasse – 150 Euro im Monat (der Hartz IV Satz lag damals bei um die 400 Euro). Mein Essen habe ich bei der Tafel geholt, was allerdings Wartezeiten von bis zu 2 Stunden in einem kleinen, stickigen und lautem Raum bedeutete und ich wusste nie, was ich bekommen würde. Neben der finanziellen Förderung hat mir die ideelle Förderung extrem gefehlt. Ich bin inzwischen in dem Einzugsgebiet der Stiftung beschäftigt, diesen Job hätte ich jedoch ca. 7 Jahre früher bekommen, wäre ich gefördert worden (ich hätte dann meinen Master nicht mehr gemacht).

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